Gesamtsanierung und Erweiterung Volksschule Länggasse gross Bern

Wettbewerb Bildung | 5.Rang / 4. Preis

Veranstalterin:

Hochbau Stadt Bern

Wettbewerb:

2010 | 5. Rang / 4. Preis

Konzept:

Dank den äusserst zurückhaltenden und rücksichtsvollen Instandsetzungsarbeiten der letzten Jahrzehnte ist die Bausubstanz des Schulhauses von Eugen Stettler weitgehend in ihrem Originalzustand erhalten geblieben.

Das gewählte Konzept basiert auf einer einfachen Strategie – maximaler Erhalt der historisch bedeutsamen Baustruktur, minimale punktuelle Eingriffe, welche nebst der Erfüllung der heutigen Anforderungen möglichst zu einer Stärkung der Gesamtanlage führen sollen.

Die Einbindung der Schulanlage ins Quartier wird im Wesentlichen durch die bestehenden Nutzungsangebote erreicht. Die postulierte Durchwegung und Anbindung an die umgebenden Quartierstrassen kann ohne Beeinträchtigung bedeutsamer Elemente der Umgebungsgestaltung wie Terrassierung, Stützmauern etc. kaum wesentlich erweitert werden. Deshalb sind der Erhalt der heutigen Wegführungen und insbesondere die neue Nutzungszuordnung von grösster Wichtigkeit.

Sämtliche Schulnutzungen befinden sich im bestehenden Schulgebäude. Räume, welche auch von Quartierbewohnern genutzt werden können, sind in einem Neubau untergebracht, orientieren sich auf den bestehenden Quartierspielplatz und stärken dessen Bedeutung.

Schulhaus:

Die Eingriffe im bestehenden Gebäude werden auf ein Minimum reduziert. Soweit möglich wird auf Veränderungen der Gebäudestruktur verzichtet. Vorgesehen ist eine weitgehende Restaurierung der bestehenden Substanz - bedeutsame Elemente wie Parkettböden, Brusttäfer etc. bleiben erhalten.

Auf eine Optimierung der Gruppenräume (Vergrösserung der Raumbreite um 50 cm) wird aus denkmalpflegerischen Gründen verzichtet. Die Aufteilung des Mehrzweckraumes in vier Räume auf drei Geschossen ermöglicht eine grosse Nutzungsflexibilität und bietet zudem Platz für das Arbeiten in grösseren Gruppen.

Die Nutzungsverteilung entspricht der heutigen Baustruktur. Die Klassenräume sind im Erdgeschoss sowie in den zwei Obergeschossen angeordnet. Die speziellen Unterrichtsräume im Untergeschoss entsprechen durch ihre Funktion den bestehenden Raumstimmungen. Um die für das Gebäude markante Dachfläche nicht zu beeinträchtigen, ist lediglich die Bibliothek, als Nutzung mit reduzierten Anforderungen an das Tageslicht, im Dachraum geplant. Oblichter im Bereich des Flachdaches ermöglichen eine optimale Belichtung ohne Eingriffe in die einsehbaren Dachflächen. Damit die Bibliothek als bedeutsamer Bestandteil der Schule erlebbar wird, wird die Treppenanlage bis in den Dachraum erweitert.

Es ist vorgesehen, Materialien und Farbigkeit der ursprünglichen Architektur zu erhalten und wo nötig zu ergänzen. Die gewünschte Aufhellung insbesondere der Korridorbereiche erfolgt ohne Beeinträchtigung der Architektur über die Decken, die Wahl der Beleuchtung und strukturell über die Freilegung der stirnseitigen Fensteröffnungen.

Neubau:

Mit dem Bau der freistehenden Turnhalle erfuhr die Gesamtanlage eine tiefgreifende, typologische Veränderung. Der terrassierte, durch Stützmauern begrenzte Freiraum wurde mit einem asymmetrisch platzierten Gebäude wesentlich verändert. Im Kontext der später realisierten Wohnbauten entstand somit in der nord-westlichen Ecke der Parzelle eine städtebauliche Lücke.

Der geplante Neubau hat somit zwei äusserst unterschiedliche Situationsanforderungen zu erfüllen. Einerseits soll er als sichtbares Volumen den städtischen Strassenraum ergänzen, andererseits ist er typologisch durch seine Setzung dem tiefer liegenden Platz zuzuordnen. Die gewählte Materialisierung der Fassade mit vertikalen Metallstäben reagiert auf diese unterschiedlichen Anforderungen, entzieht sich einer direkten Bildhaftigkeit und lässt je nach Standort entsprechende Lesarten zu. Mit der vorgeschlagenen Dachnutzung wird eine neue Terrassierung eingeführt, die Sport- und Freizeitnutzung wird im Quartier wahrnehmbar, die Bedeutung des ursprünglichen Freiraums in eine verdichtete, städtische Form transformiert.

Die Setzung des Neubaus bezieht sich auf die heutige Turnhalle mit Annexbauten. In der Flucht des Garderobenanbaus wird die Sockelzone bis ins Gebäude weitergeführt, Haupteingang und Aufgang zum Beachvolleyballfeld werden unterstützt. Das leicht vorspringende Gebäude betont analog der Turnhalle die Hierarchie der Volumen.

Die vorgeschlagenen Nutzungen entsprechen der Situation und vermögen die Öffentlichkeit des Quartierplatzes zu stärken.

Umgebung:

Die Umgebungsgestaltung bezieht sich auf die historische Zweiteilung der Anlage – die Ebene des Schulhauses und die Ebene des Sportplatzes. Die ursprüngliche Charakteristik der Bereiche wird durch einzelne, stringente Interventionen gestärkt.

Die Formheckenbänder aus geschnittenem Feldahorn in den wiesenartig begrünten Geländesprüngen spielen eine tragende Rolle. Eine neu verortete Baumreihe aus Zerr – Eichen im Geländesprung vor der Eingangsseite der Schule schliesst die Ebene des Schulhauses ab.

Die Baumgruppen unterhalb des Schulhauses bleiben erhalten. Der Schulhausbereich ist mit Ausnahme der Veloparkieranlage von jeglicher Möblierung freigehalten. Zwei axial zum Schulhaus in den Geländesprung zum oberen Platz integrierte Dächer bilden zusammen mit dem zur durchgängigen Sitzkante ausformulierten Böschungsfuss gedeckte Aufenthaltsorte.

Der analog dem Originalzustand durch drei Treppen vom Schulhaus her erschlossene grosse Platz mit Kunststoffspielfeld und Spielplatz kommt dank dem Verzicht auf einzelne fakultative Umgebungsflächen dem Quartierbedürfnis nach einem vielseitig nutzbaren Ort entgegen. Die Integration des Beachvolleyballfeldes auf dem Dach des Neubaus ermöglicht einen grosszügig chaussierten Bereich aus Mergel unter dem alten Baumbestand. Die darin enthaltenen Elemente für Spiel und Bewegung bleiben erhalten.

Die nordseitige Anbindung an das Quartier wird durch die durchgängige Chaussierung aus Mergel im Bereiches hinter der Turnhalle und des Neubaus sowie der Verbreiterung der bestehenden Treppe gestärkt. Einzelne Platanen schaffen eine Beziehung zum grossen Platz.

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