Gesamtsanierung Volksschule Steckgut Bern

Bauherrschaft:

Hochbau Stadt Bern

Eigentümerin:

Immobilien Stadt Bern

Planerwahlverfahren:

2019 | 1.Rang

Planung:

2019 - 2021

Ausführung:

2022 - 2023

Europ. Tage des Denkmals:

2023 – Das Steckgut - 300 Jahre re-use

Landschaftsarchitektur:

Umland GmbH - Gestaltung städtischer und ländlicher Freiräume

Ausgangslage:

Das Gebäude der Volksschule Steckgut an der Lorrainestrasse 84 wurde im 17. Jahrhundert als Teil des sogenannten «Lorraineguts» erbaut. Das Gut umfasste ein Herrenhaus, ein Nebenhaus für den Pächter – das Lehenhaus – sowie ein Ökonomiegebäude. Die beiden erstgenannten Gebäude sind noch erhalten.
In den 1950erJahren erfolgte ein grosser innerer Umbau des Lehenhauses durch den späteren Stadtbaumeister – Albert Gnägi – zum Schulhaus. Seither wurden nur noch kleinere bauliche Massnahmen umgesetzt.
Im denkmalpflegerischen Inventar der Stadt Bern ist das Gebäude als erhaltenswert eingestuft. Als Gespann mit dem Herrenhaus und dem dazugehörigen Aussenraum ist das Objekt jedoch von grossem denkmalpflegerischem Interesse.

Aufgabe:

In der Volksschule Steckgut sollen inskünftig vier Basisstufenklassen nach dem Richtraumprogramm für die Volksschulen der Stadt Bern untergebracht werden.
Das Dachgeschoss soll mehr Tageslicht erhalten und die Möglichkeit von direkten Ausblicken ins Freie bieten.
Die Sanierung soll den aktuellen baulichen Anforderungen entsprechen:
Schadstoffsanierung, Brandschutz, Hindernisfreiheit (Einbau Aufzug), Ersatz Haustechnik und Wärmeerzeugung, Ersatz Fenster/Türen, Absturzsicherungen, Akustik, Statik inkl. Erdbebenertüchtigung

Wertigkeitsanalyse Denkmalpflege:

Die noch vorhandenen Innenausbauten aus den 50er Jahren, insbesondere im Treppenhaus, in den Schulzimmern und im Dachsaal, wiesen eine für diese Zeit hochstehende architektonische Qualität auf.
Bei der Gesamtsanierung wurde dieser stringenten Gestaltung Rechnung getragen, damit die 50er Jahre in wesentlichen Teilen erlebbar bleiben.
Bereits während dem Vorprojekt wurde die Zusammenarbeit mit der städtischen Denkmalpflege intensiv gesucht. Mit einer gemeinsamen erarbeiteten Wertigkeitsanalyse (Aussen und Innen) ist das bestehende Gebäude beurteilt worden, damit anschliessend alle projektbeteiligten Personen die möglichen Eingriffstiefen kennen und die entsprechenden Massnahmen in die Planung einfliessen konnten.
So wurden die Terrazzoböden aufgefrischt und ergänzt, das bestehende Treppenhausgeländer den heutigen Vorschriften angepasst, die Einbauschränke in ihren Originalzustand zurückgeführt, neue Einbauten in Anlehnung an die 50er Jahre hergestellt und das Farbkonzept der Zeitepoche entsprechend erarbeitet.
Originale Bausubstanzen konnten durch diverse Massnahmen erhalten werden.

Projekt – Raumstrukturen:

Die innere Raumerschliessung und die Nutzungsmöglichkeiten insbesondere der Nebenräume wurden für einen zukunftsgerichteten Schulbetrieb angepasst.

Erdgeschoss
Im Erdgeschoss konnte durch das Verschieben der nordseitigen Eingangstür um eine Fensterachse die Raumstruktur angepasst werden, so dass zwei nahezu identische Bereiche mit Garderobe, Schulzimmer und Gruppenraum entstehen.
Der Hauptzugang mit dem 50er Jahre Vordach und entsprechendem Windfang blieb unverändert, jedoch konnte durch die geschickte Platzierung des notwendigen Aufzugs eine statisch relevante Wand verschoben werden. Dies ermöglichte die Ausbildung einer grosszügigen Eingangshalle und die Erstellung einer rollstuhlgängigen Toilette.

Obergeschoss
Im Obergeschoss konnte durch die Aufteilung eines südseitigen Klassenzimmers ein Gruppenraum und ein angemessener Lehrpersonenbereich ausgeführt werden.
Ein neues Fenster in der Nordfassade ermöglicht die geforderte natürliche Belichtung eines neuen Gruppenraumes. Ein weiteres Fenster vervollständigt wiederum das Aussenbild der Fassade. Die Position des Aufzugs wirkt sich auch in diesem Geschoss positiv aus. Das Treppenhaus und der angegliederte Korridor erscheint nun grosszügiger und heller.

Dachgeschoss
Die zusätzlich benötigte natürliche Belichtung des Dachstuhls erforderte den grössten Eingriff im bestehenden Gebäude.
Neue Lichtquellen im bestehenden Dach des Steckguts sind als Ergänzung zu sehen. Die ausgeführte Lösung soll das Dach in seiner volumetrischen Eigenschaft nicht verändern und die Hierarchie zum Herrenhaus wahren.
Die Dachfelder zwischen den Lukarnen werden mit Glasziegel eingedeckt. Die Platzierung ist bewusst zurückhaltend. Der Bereich beschränkt sich zwischen vorderer Lukarnenkante und dem Verschneidungspunkt mit der Dachfläche. Effektiv wird somit pro Glasfeld ungefähr 1.3m2 Lichteinfall erzeugt.
Direkt hinter den Glasziegeln befindet sich ein Isolierglasfenster, was sowohl die Dichtigkeit garantiert als auch den Dämmperimeter bildet.
Mit Auswechslungen / Abfangungen der bestehenden Binder, konnte der berechnete Lichteinfall erreicht werden. Die aus den Massnahmen resultierenden Lasten konnten auf die verstärkte Holzdecke abgetragen werden.
Im Innenausbau des Saals sind die vertikalen Wandflächen zwischen den Lukarnen transparent ausgeführt. Dies führt zu einer Verdopplung des Lichteinfalls und -menge im Inneren.
Die Ausführung des Saals nimmt die ursprüngliche Gestaltung durch Alfred Gnägi auf und gibt sie in tradierter Form wieder. Die Sanierung des Dachgeschoss entspricht nach bauphysikalischen Berechnungen dem heutigen Minergiestandard.

Untergeschoss:
Der Bedarf an zusätzlichen Räumen im Kellergeschoss, insbesondre für die Haustechnik und den Unterhalt, erforderte eine aufwändige Unterkellerung mit entsprechenden Abfangungen.

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