Stöckacker Nord – Meienegg Bern
Wettbewerb Wohnen
Auftraggeber:
Wettbewerb:
2020, Zweiter Beurteilungsrundgang
Ausgangslage:
Die Aufgabenstellung beinhaltet ein beachtliches Konfliktpotential mit unterschiedlichen Zielvorstellungen. Gutachten mit stark divergierenden Schlussfolgerungen, ein Gemeinderatsentscheid, welcher vom Erhalt von einem Drittel bis zu einem Viertel der Siedlung ausgeht, stehen einem zukünftigen Idealbild mit vollständigem Ersatz gegenüber.
Die Siedlung Meienegg als herausragendes Beispiel der 50-Jahre Architektur und des genossenschaftlichen Wohnungsbaus ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz ISOS als Baugruppe mit dem höchsten Erhaltensziel A aufgeführt. Eine erste Beurteilung der eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege EKD aus dem Jahre 2015 bekräftigt diese Einstufung. Ein langfristiger Erhalt eines Teils der Siedlung sollte deshalb als realistisches Szenario betrachtet werden. Ausgehend von der geforderten kurz- bis mittelfristigen Verdichtung mit einem Teilerhalt ist die vertiefte Auseinandersetzung mit der bestehenden Siedlung unumgänglich. Der propagierte Zwischenzustand ist eine Lösung für die nächste Generation und demzufolge sowohl aus städtebaulicher als auch aus denkmalpflegerischer Sicht von grösster Relevanz.
Der ausserordentliche Wert der Siedlung Meienegg begründet sich nebst den kulturellen, sozial- und architekturgeschichtlichen Aspekten vorwiegend in der Gesamtheit der Anlage. Es sind nicht primär die einzelnen Gebäude, sondern vielmehr deren Situierung sowie die präzisen, hochwertigen Aussenräume die es zu erhalten gilt. Ein Teilerhalt bedarf demzufolge ein Erhalt der bestehenden Charakteristik, lediglich der Erhalt einzelner Gebäude als Erinnerungs- oder Museumsstücke ist nicht denkbar.
Städtebau / Konzept:
Im Lauf der Zeit wurden unterschiedliche Interventionen getätigt, welche sich für die Siedlung eher negativ auswirken. Dies sind insbesondere der Um- und Anbau an der Ecke Bethlehemstrasse / Stöckackerstrasse, der Umbau der Alterswohnungen sowie die markante Veränderung des Strassenraums. Das Konzept basiert auf einer traditionellen, städtebaulichen Strategie – verdichtete Ränder mit innenliegenden Hofhäusern und Freiräumen, wie man dies aus Bern (Breitenrainquartier, Länggasse), Berlin, Frankfurt etc. bestens kennt. Dies ermöglicht, die Charakteristik der bedeutsamen Siedlungen ohne Einschränkungen zu erhalten, die heutigen Mängel zu beheben sowie das angestrebte, maximale Nutzungsmass bis zu ca. 94 Prozent zu erreichen. Die leichte Freistellung des Kopfbaus mit der entsprechenden Aussenraumgestaltung definiert angemessen das neue Subcenter des Quartiers.
Es entsteht keine in sich geschlossene Siedlung oder Blockrand, vielmehr ein städtischer Quartierteil als Resultat einer die Geschichte erhaltenden und fortschreibenden Transformation.
Architektur:
Die Höhenstaffelung der bestehenden Gebäude, welche auf das unebene, leicht abfallende Terrain reagiert, wird übernommen und entlang der Bethlehemstrasse weitergeführt.
Der architektonische Ausdruck der bestehenden Gebäude bleibt ohne Veränderungen erhalten und wird bei den Interventionen unprätentiös weitergeführt. Die Architektur der Ersatzbauten reagiert differenziert auf die bestehende Siedlung. Verputzte Fassaden mit Lochfenstern entlang der Strasse, eine aufgelöste Schicht gegenüber dem bestehenden Grünraum sowie die Verwendung siedlungstypischer Elemente wie Spaliere bei den einzelnen Hauseingängen, Klapp-Fensterläden, Stoffmarkisen etc. sind Teile einer sich weiterentwickelnden Geschichte, stellen Verbindungen her ohne den eigenständigen Ausdruck zu vernachlässigen. Vorgefundene Elemente werden in tradierter Form weiterverwendet, bestehenden Balkone werden zu Loggien und rhythmisieren die Strassenfassaden sowohl vertikal als auch horizontal.
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